Wundertüte - aber eine ehrliche Haut

Vorab: Das ist mein erster Compoundbogen, und ich schieße ihn jetzt ca. 5 Wochen. Daher sind meine Darstellungen (vielleicht) mehr Meinung als Fakt. Alle bisherigen Erkenntnisse habe ich auf v.a. 15 Meter Distanz gesammelt.

Der Bogen wird bei mir komplettiert durch:
- NAP Apache Stabilisator System - 8 Zoll
- MAXIMAL Compound Drop Away - Pfeilauflage
- DRAKE Pathfinder - 5-Pin - Visier
- STRONGBOW Bogenschlinge
Als Release fungiert das Carter Honey 2.

Die Fakten zum Bogen:
Es gibt keine. (HÄ?) :-)
Es gibt zum DRACO keine Beschreibung / kein Manual, nichts. Wenn ich die Grundparameter des Bogens wissen möchte, muss ich auf diese BSW-Webseite des Bogens gehen.
Witzigerweise findet man zumindest aktuell GAR NICHTS zu diesem konkreten Bogen - keine Reviews, keine Bewertungen, nicht einmal auf internationaler Ebene.
Wenn man allerdings die charakteristischen pfeilförmigen Durchbrüche im Riser einmal kennt und sich paar Bilder / Videos ansieht...
Dann begegnet einem der Bogen permanent!
Gefunden habe ich ihn mindestens als:
- Greyback (in Verbindung mit dem Fenris-Pfeilmagazin)
- Junxing M125
- andere Asiaten
Oder sind nur der Riser und m.E. auch die Cams Zukaufsteile? Man weiß es nicht...
FÜR diese These spricht, dass DRACO, Greyback und M125 zwar im einstellbaren Zuggewichtsbereich einigermaßen gleich sind, sich aber in den Auszugslängen, den Standhöhen und den (angeblichen) Pfeilgeschwindigkeiten unterscheiden. Sofern die Wurfarme (Limbs) also wie beschrieben aus US-Produktion sind, wäre das somit (ggf. neben den Kabeln und der Sehne) der tatsächliche DRAKE-Anteil.
Das klingt jetzt alles ganz furchtbar und wenig vertrauenerweckend... Aber der Bogen kostet blank keine 300 Euro - und dafür wird er nicht liebevoll von Jungfrauen aus dem Mittelwesten handgeklöppelt. Das Release war fast teurer! :-)
Das ist ein Einsteigerbogen - Kampfpreise sind angesagt, Neukunden wollen gewonnen werden...

Meine persönliche Reise der Erkenntnis:
Das Zuggewicht habe ich zunächst sofort auf 35 Pfund (per Waage gemessen) runtergedreht, ich bin Anfänger und will mich ja nicht umbringen...
Nach etwa 30 - 40 Schüssen hatte sich der Kabelabweiser verdreht, war schon recht weit herausgerutscht und so kollidierten im Auszug die Pfeilfedern mit den Kabeln, die Kabel drückten am Sehnenstopper - alles nicht so optimal... Die Madenschrauben des Kabelabweisers, versteckt unter dem DRAKE-Aufkleber, waren wohl nur halbherzig angezogen. Nachdem mir BSW (ich danke Euch!) hier bzgl. Lokalisierung der Schrauben auf die Sprünge geholfen hatte, konnte ich den Kabelabweiser selbst wieder ausrichten und befestigen. In dem Zusammenhang habe ich die restlichen Schrauben auch kontrolliert - und festgezogen!

Damit war das Drama eigentlich schon beendet, seither habe ich nur noch Freude.
Den weitere Verlauf könnte man großspurig unter Tuning laufen lassen.
Die vormontierte Drop Away Auflage war zu langsam, die Vanes zeigten Kollisionsspuren. --> Also schneller eingestellt, dank Tutorial-Video kein Problem, und der Bogen kann da nichts dafür.
Interessehalber habe ich mal nach dem Cam-Lean geschaut. Sie liefen nicht 100%ig gerade, aber da gibt es im WWW krassere Winkel bei teureren Bögen zu bestaunen. Weiterhin liefen sie auch nicht exakt synchron in die Wand. Somit habe ich mir eine Bogepresse gebaut und am Cam Lean und -Sync gearbeitet, bis das zufriedenstellend funktionierte.
Das Sehnenmaterial kann ich noch nicht so richtig beurteilen. Das vormontierte Peep war schon in der Anlieferung sehr stark verdreht und stand nur dank des Gummizugs beim Vollauszug gerade. Aber da ich ja nun eine Bogenpresse habe... :-) Mal schauen, ob es jetzt auch ohne Gummi die Richtung hält, ich liebäugele im nächsten Vierteljahr mit einem gummilosen Peep mit variablen Blendeneinsätzen, da wäre es schön, wenn sich die Sehne nicht noch weiter verdrehen würde - man wird sehen.
Natürlich habe ich den ersten Pin im Visier auf die 15 Meter einigermaßen vernünftig eingestellt. Die anderen vier Pins werden folgen, wenn das Wetter besser wird - oder ich es nicht mehr erwarten kann, und das Ding samt Pfeilfang in eine entsprechend lange Halle schleppe. :-)

All das klingt vielleicht nach einer üblen Schrauberorgie - aber bis auf den Kabelabweiser ist das alles kein Beinbruch, und genau deshalb habe ich mich für einen Compound entschieden! Ich will an dem Bogen was tun - und egal, was ich an dem Bogen verändere, er reagiert sofort und logisch darauf und ist eben siehe Titel eine ehrliche Haut!

Mittlerweile bin ich bei ~45 Pfund Zuggewicht angekommen, habe in 0,5-Zoll-Schritten meine Auszugslänge angepasst und bekomme auf zunächst 15 Meter adäquate Pfeilgruppierungen hin, die als einziges Manko auf den Kerl hinter dem Bogen hindeuten. Wenn ich nicht exakt auf die Mitte ziele, weil ich den Bogen nicht ruhig genug halte, dann landet der Pfeil eben leicht daneben...

Fazit:
Natürlich geiere ich nach einem Hoyt o.ä... Aber die Topbögen haben nur ganz beschränkte Einstellbereiche.
Der DRACO bietet mir aber die Möglichkeit, meine Grenzen und Möglichkeiten dank der weiten Einstellbereiche überhaupt erstmal zu finden.
Es macht sehr viel Spaß, ihn einzustellen, zu modifizieren und zu schießen.
Die nächsten 2 Jahre werde ich keinen anderen Bogen brauchen.
Ich bereue den Kauf nicht!
5 Sterne